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Hochwasserkatastrophe 2024 – 5 Tage Dauereinsatz

Vorbereitung – Samstag 14.09.

Alle Wetterwarnungen und Vorhersagen die die letzte Woche ausgeschrieben wurden, sind eingetreten. Viele von uns konnten es nicht glauben und hofften dass es uns nicht so schlimm treffen würde, doch leider kam alles anders.

Am Samstag den 14.09. kamen die ersten Anrufe dass keine Sandsäcke am Bauhof mehr verfügbar sind. Aus diesem Grund haben wir um 13:00 unsere Mitglieder zum Sandsäcke füllen alarmiert. Um 19:00 haben wir uns nochmal zum Säcke füllen getroffen. 25 Mitglieder schaufelten über 1000 Sandsäcke voll, damit sich die Bürger schützen konnten.

Sonntag 15.09.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag heulten um 02:17 die Sirenen. Die erste Alarmierung erreichte uns, dass der Bachüberlauf in der Fasangasse übergehen zu drohte. Hier herrschte vorerst noch keine Gefahr. Wir rückten vorerst wieder ein und 6 Mitglieder besetzten das Feuerwehrhaus. Mit dem Kommandofahrzeug machten wir laufend Erkundungsfahrten. Unser Rüstlöschfahrzeug (Tankwagen) platzierten wir als Vorsichtsmaßnahme beim Friedhof um auf beiden Sierning Seiten ein Fahrzeug für Menschen Rettung zur Verfügung zu haben.

Um 06:15 erreichte uns eine Alarmierung, dass ein Rettungsfahrzeug in den Wassermassen in der Sierningstrasse eingeschlossen war. Unverzüglich rückten unsere Kameraden aus und bargen das Fahrzeug mit 2 Insassen.

Ab dann überschlugen sich die Ereignisse, die Sierning trat über die Ufer. Kameraden versuchten noch im Gemeindeamt den Keller mit Pumparbeiten vom Überfluten zu schützen, ehe wir Evakuierungsmaßnahmen einleiteten. Wir holten alle Kameraden von den Einsatzstellen ab. Ein ca. 70 Jähriger Mann aus St.Pölten fuhr mit seinem PKW vor den Gemeindeamt in ca. 75cm hohes Wasser. Unverzüglich retteten die Kameraden den Mann in unser Fahrzeug und verbrachten ihn in Sicherheit in das neue Feuerwehrhaus. Die Bewohner der Hauptstraße direkt neben der Sierning waren besonders betroffen, hier mussten wir 2 Familien evakuieren. Mit viel Mut, konnten unsere Kameraden mit dem Rüstlöschfahrzeug das ca. 1m tiefe Wasser noch durchqueren.

Ab ca. 10:00 waren uns die Hände gebunden. Wir konnten St. Margarethen vom FF-Haus nicht mehr erreichen. Sämtliche Zufahrten waren überschwemmt, im Ortsgebiet stand das Wasser über einen Meter. Viele Kameraden verharrten im Feuerwehrhaus. Immer wieder „strandeten“ PKW Lenker bei uns im FF-Haus weil es in sämtliche Richtungen kein Weiterkommen mehr gab. Viele Straßen rund um waren überflutet. Wir versorgten ca. 15 Zivilpersonen im FF-Haus mit Gulaschsuppe und Kuchen und ermutigten diese. Ab 15:00 nahmen wir wieder Erkundungsfahrten vor und konnten erste Erfolge verzeichnen. Es gab eine Möglichkeit die andere Sierning Seite via Unterradl und Rametzhofen  zu erreichen. Somit konnten wir nachrückende Einsatzkräfte aus den anderen Ortsteilen wieder erreichen und alarmieren.

Ab dann starteten wir die ersten Räumungs und Pumparbeiten im Gemeindegebiet. Um ca. 22.00 war am  Sonntag vorerst Einsatzende.

Montag 16.09.

Am Montag starteten wir mit ca. 30 Kameraden ab 07:00 Pump und Räumgsarbeiten in St.Margarethen. Um 10 Uhr kam die erfreuliche Nachricht dass wir einen KHD Zug von Pongau/Salzburg bekommen. 50 Mann mit 13 Fahrzeuge unterstützen uns perfekt und konnten den gesamten Tag Pump und Räumungsarbeiten vornehmen. In Summe 5 Landwirte (Weiländer/Unterradl, Schlatzer/Unterradl, Lechner/Grabenhof, Fuchs/St.Margarethen, Zuser/Rammersdorf) unterstützen uns mit Traktoren und Frontladern bei der Beseitigung des Schmutzes. Am Nachmittag setzten erneut starke Regenfälle ein. Ein PKW geriet ins Schleudern und fuhr gegen einen Baum. Diesen mussten wir auf der Straße zwischen Linsberg und Kainratsdorf bergen. Der Lenker kam Gott sei Dank glimpflich davon.

Gott sei Dank kamen wir von den Regenfällen mit einem blauen Auge davon und es waren nur 2 Objekte von erneuten Überschwemmungen betroffen. Der Einsatz am Montag ging ebenfalls erst um 22:00 zu Ende. Ein herzlicher Dank gilt auch Jürgen Dutter der während den schlimmen Regenfällen am Montag sogar unser MTF (Opel Vivaro) wieder betriebsbereit machte (Austausch der Batterie).

Dienstag 17.09.

Am Dienstag starteten wir wieder um 08:00 mit den Räumungsarbeiten in St.Margarethen. Nachdem die Pumparbeiten großteils erledigt waren, entsandten wir unser HLF1 mit Mannschaft und 4 Tauchpumpen nach Ober-Grafendorf um unsere Nachbarwehr zu unterstützen. Unterstützung bekamen wir von der Firma Zeilerbauer, welche mit Dumper und Bagger sämtlichen Unrat aus den Gärten und Häusern entfernte.

Mittwoch und Donnerstag 18.09. / 19.09.

So wie am Dienstag ging es auch am Mittwoch zu. Ein Teil der Mannschaft war in Ober-Grafendorf, der andere Teil unterstütze St.Margarethen mit Resträumarbeiten.

Am Donnerstag nahmen wir uns noch den Sportplatz vor, welcher gesäubert werden musste.

Danke!

In Summe galt es ca. 55 Einsätze abzuwickeln. Ca. 35 Häuser waren von Überschwemmungen betroffen, welche wir bei Pump und Räumgungsarbeiten unterstützen. Viele zivile Helfer unterstützen uns bei sämtlichen Tätigkeiten.

Wir bedanken uns besonders bei den Gemeindebürgern, welche uns fürsorglich mit Essen und Mehlspeisen versorgt haben. Hier hat man gesehen wie stark eine kleine Gemeinde wie St.Margarethen zusammenhalten kann. Dieses Ereignis wird uns noch lange in Erinnerung bleiben und noch viele Nachbesprechungen erfordern. Vor allem die Zwischeneinsätze (PKW Bergung, Menschenrettungen, Evakuierungen) waren emotional und psychisch äußerst herausfordernd.

Besonders den stark betroffenen Familien, welche aktuell unbewohnbare Häuser haben wünschen wir viel Kraft! Herzlichen Dank auch all unseren Kameraden, welche mehrere Tage über im Dienst der Bevölkerung und freiwilligen Feuerwehr St. Margarethen standen.

Bei uns galt es auch etliche defekte Ausrüstung und verloren gegange Materialen zu verbuchen. Auch mussten wir etliches an Verbrauchsmaterial (Treibstoff, …) anschaffen. Gerne können Sie uns hier ebenso mit einer Spende unterstützen:

Spenden
IBAN: AT85 3258 5003 0060 2508
BIC RLNWATWWOBG
Verwendungszweck: Hochwasser2024

Die Spende kommt ausschließlich der Feuerwehr St.Margarethen zur Wiederbeschaffung von Einsatzmaterialen zu Gute.

Abschließend lässt sich noch erwähnen, dass der neue Standort des Feuerwehrhauses sich als ideal erwiesen hatte und uns dieser Rückzugsort Kraft und alle notwendigen Möglichkeiten zur Rettung unserer Mitmenschen gegeben hat.

Bericht: Kommandant-Stv. BI Florian Holland